Kunst & Kultur

Ein Rock-Rebell sucht Gott. Bob Dylan wird 80.

Protest-Sänger, Rock-Rebell, wiedergeborener Christ – Bob Dylan hat viele Etiketten ertragen müssen. Souverän hat er sie sich abgerissen. Auch die Erwartungen seines Publikums hat er regelmäßig enttäuscht. Am 24. Mai feiert Dylan seinen 80. Geburtstag. Ein Beitrag von Uwe Birnstein.

Zum Weiterlesen: Uwe Birnstein; Forever Young, Bob Dylan! Verlag Neue Stadt, 20 Euro.
Zum Weiterlesen: Uwe Birnstein; Forever Young, Bob Dylan! Verlag Neue Stadt, 20 Euro.

Robert Allen Zimmerman wurde 1942 in Duluth, Minnesota geboren, als Enkel von aus Osteuropa in die USA eingewanderten jüdischen Großeltern. Er entbrennt für Folk-Musik. Mit 19 taucht er in die Intellektuellen-Welt New Yorks ein.

„Bob Dylan“ nennt er sich nun und wird schnell als Folksänger berühmt. Zu Gitarre und Mundharmonika erzählt er mit sehnsüchtiger Reibeisenstimme Lieder von Menschen, die Ungerechtigkeit zu erleiden zu haben. „Blowing in the Wind” wird zu einer Hymne der Friedensbewegung.

Davon, dass sich die Zeiten ändern, singt er: „The Times, They Are a-Changing”. Das Lied beschreibt auch seinen eigenen Mut zur steten Veränderung. 1965 tauscht er die akustische gegen eine E-Gitarre aus und spielt Rockmusik statt Folk. Viele seiner Songs sind geniale Wort-Collagen.

Daneben singt Dylan herzzerreißende Liebeslieder, bei denen man oft nicht weiß: Meint er die Liebe zu einer Frau oder die zu Gott? Für seinen Sohn Jakob schreibt er ein frommes Segenslied: „May God bless and keep you always”, „Möge Gott Dich segnen und immer behüten.”

1979, in einer Lebenskrise, erlebt Dylan eine Bekehrung zu Jesus; nun wirkt er wie ein Missionar. Doch auch das bleibt eine Phase. Großartige tiefsinnige Lieder erscheinen danach, auf denen er mit dem Zeitgeist und der himmelschreienden Ungerechtigkeit, mit sich selbst und auch mit Gott ins Gericht geht. Aber er bleibt sich sicher „dass es einen großen göttlichen Sinn hinter allem” gibt.

Die Tiefe seiner Texte überzeugt 2016 auch das Nobelpreis-Komitee, das ihm den Literaturnobelpreis verleiht. Einer seiner aktuellen Songs klingt wie ein fromm-lebenssattes Vermächtnis: In „I’ve Made Up My Mind to Give Myself to You“ hört man ihn auf der Terrasse unter dem Sternenhimmel mit alter Stimme über das Leben sinnieren, im Hintergrund summt ein Chor die Melodie der „Barcarole“ aus Jacques Offenbachs Oper „Hoffmans Erzählungen“.

„Hätte ich die Flügel einer schneeweißen Taube, würde ich das Evangelium der Liebe predigen“, singt Dylan und hofft, „dass die Götter es mir leicht machen“. Und dann der Satz: „Ich habe mich entschlossen, mich dir hinzugeben.“ Wow.

Zum Weiterlesen: Uwe Birnstein; Forever Young, Bob Dylan! Verlag Neue Stadt, 20 Euro.


Schlagwörter

Autorin

Gastautor:in 37 Artikel

Regelmäßig veröffentlichen wir im EFO-Magazin Gastbeiträge von Frankfurter und Offenbacher Pfarrerinnen und Pfarrern oder anderen interessanten Persönlichkeiten.

0 Kommentare

Zu diesem Artikel wurden noch keine Kommentare verfasst. Schreiben Sie doch den ersten.

Artikel kommentieren

Wir freuen uns, wenn unsere Beiträge zu Diskussion und Austausch beitragen. Dabei bitten wir, auf angemessene Umgangsformen zu achten und die Meinung anderer zu respektieren. Bei Verstößen gegen unsere Netiquette-Regeln behalten wir uns vor, Kommentare nicht zu veröffentlichen.

Mit * markierte Felder sind Pflichtfelder.

Errechnen Sie die Summe der dargestellten Zahlen
Captcha =