Kunst & Kultur

Eine Herdplatte inmitten von Orgelpfeifen

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Die „Neue Thomasorgel“ kommt: neue Klangfarben werden das Publikum ab September erfreuen.

Intensiv wird an der Sanierung der Sankt Thomas Orgel gearbeitet  I Foto: Cornelia Rost
Intensiv wird an der Sanierung der Sankt Thomas Orgel gearbeitet I Foto: Cornelia Rost

Die Orgelempore der Evangelischen Sankt Thomaskirche in Frankfurt-Heddernheim gleicht einer riesigen Baustelle: Ein Lastenaufzug schafft schweres Gerät hinauf, auf der Empore stehen Tische mit Stimm- und Handwerkszeug, Putzbürsten verschiedenster Größen zum Reinigen der Pfeifen. Auf einer elektrischen Herdplatte brutzelt in einem Kochtopf Leim-Granulat für die Abdichtung der Orgelbälge. Rund 1.200 Orgelpfeifen stehen auf der Südempore, und jede einzelne wird in den nächsten Wochen von der Orgelbaufirma „Förster & Nicolaus“ (Lich) gereinigt, restauriert und intoniert.

Es geht also los: Neben der Generalreinigung und der technischen Überarbeitung der „alten“ laufen die Vorbereitungen für die „Neue Thomasorgel“. Um 532 neue Pfeifen wird sie erweitert, und die bereichern das Instrument um neue Klangfarben und Register: Weiche Streicherklänge, mehrere Flöten, Fagott, Krummhorn, Clairon, so dass ein breiteres Repertoire gespielt werden kann als auf dem vorigen, neobarock ausgerichteten Instrument, das 1952 der berühmte Frankfurter Organist Helmut Walcha konzipiert hatte.

Indem der Zustand und die Charakteristik des vorigen Instruments bewahrt, aber durch technische Innovationen weiterentwickelt wird, zeigt die „Neue Thomasorgel“, dass traditioneller und moderner Orgelbau nicht im Widerspruch stehen, „könnte also für viele Orgelprojekte wegweisend sein“, heißt es aus der Kirchengemeinde Frankfurt-Nordwest, zu der die Thomaskirche gehört.

Technische Neuerungen wie die Einzeltonansteuerung werden der Thomasorgel eine Fülle weiterer Klangmöglichkeiten verleihen, ebenso das neue Schwellwerk zur Regulierung der Lautstärke. In den nächsten Wochen schließlich kommt der neue Spieltisch – dreimanualig und mit innovativer Technik ausgestattet. Höhenverstellbar wird er sein, was auch dem Orgelnachwuchs früher als sonst den Zugang zur „Königin der Instrumente“ ermöglicht.

Auch die Finanzierung dieses ambitionierten Projekts geht in die Zielgerade: rund 425.000 Euro der Gesamtsumme von 500.000 € sind bereits finanziert – durch zahlreiche Spenden, Aktionen im Stadtteil, Zuschüsse und Eigenmittel. Für den verbleibenden Betrag sind Spender*innen nach wie vor willkommen, und rund 300 der neuen Pfeifen suchen noch Pat*innen Am Wochenende des 11. Deutschen Orgeltags (10. bis 12. September 2021) wird die „Neue Thomasorgel“ mit einem Festprogramm in den Dienst genommen und der Öffentlichkeit vorgestellt.

www.thomasorgel.info


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