Erst Luther, jetzt Zwingli: Reformation im Film
Die Stadt Zürich ist ein ziemlicher Dreckhaufen, als Ulrich Zwingli 1519 in ihr ankommt. Die Kirche protzt voller Reichtum und Luxus, die normalen Menschen leben im Elend. Aber Zwingli, der als Mittdreißiger Priester am Großmünster wird, krempelt die Ärmel hoch und will die Dinge zum Besseren ändern. Er predigt auf Deutsch, isst demonstrativ Wurst in der Fastenzeit, kritisiert den Zölibat und behauptet, es gäbe kein Fegefeuer. Kein Wunder, dass er sich den Klerus zum Feind macht. Erst recht, als er anfängt, Klöster zu säkularisieren, Armenspeisungen einführt, und heiratet!
Wie schon bei Luther so zeigt sich auch bei Zwingli, auf den die reformierten Kirchen zurückgehen, dass die "alten weißen Männer" heute nicht mehr so recht gefeiert werden können, ohne ihnen eine Frau zur Seite zu stellen. Was bei Luther die Katharina von Bora war, ist nun bei Zwingli Anna Reinhart, der das Drehbuch eine wichtige Rolle zuschreibt. Bei ihr, einer jungen Witwe, hat sich Zwingli zuerst einquartiert, sie wird dann eine seiner ersten Anhängerinnen, pflegt ihn aufopferungsvoll, sodass er sogar die Pest überlebt. Schließlich heiraten die beiden.
Das Ende der Geschichte wird im Film knapp bis gar nicht erzählt. Denn letztlich ist Zwingli eigentlich mit allen zerstritten, mit den "Altgläubigen" sowieso, aber auch mit seinem deutschen Pendant Martin Luther (im Film wird nicht so recht klar, wieso), aber auch mit vielen seiner Weggefährten, die sich weiter als er radikalisieren und schließlich Wiedertäufer werden. Zuletzt zieht Zwingli dann gegen die katholischen Kantone in den Krieg und stirbt 1531 in der Schlacht.
Der Film ist nicht gerade ein cineastisches Meisterwerk, sondern kommt eher als kitschig-bombastisches Kostümspektakel daher. Dagegen kann auch Max Simonischek in der Hauptrolle, der in Frankfurt bereits von seinen Auftritten im Schauspiel bekannt ist, wenig ausrichten. Das viele für die Inszenierung aufgebrachte Geld (5,4 Millionen Euro hat der Film gekostet) ist vor allem in eine historisch wohl recht detailgetreue Szenerie und Tricktechnik geflossen.
Die inhaltliche Tiefe der Erzählung hingegen bleibt überschaubar. Theologische Feinheiten kommen nicht zum Zuge, stattdessen begnügt sich der Film holzschnittartig damit, "Die Bösen" (die gierigen Katholiken) klischeehaft als sehr böse darzustellen, damit "die Guten" (der besonnen-standhafte Zwingli und seine tapfere Anna) umso heller leuchten können.
Aber gut, dem Schweizer Publikum hat es gefallen, der Film hat viele Menschen ins Kino gebracht. Nun läuft er seit 31. Oktober auch in Deutschland.
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