Kunst & Kultur

Gerhard Haderer: „Ich bin ein Fan von Jesus“

Das Frankfurter Caricatura Museum zeigt noch bis September eine Werkschau von Gerhard Haderer. Der österreichische Karikaturist und Satiriker beschäftigt sich in seinen Arbeiten immer wieder auch mit Religion.

„Messias im Vatikan“: Gerhard Haderer beschäftigt sich in seinen Arbeiten oft mit Religion. | Foto: Thomas Rohnke, epd-Bild
„Messias im Vatikan“: Gerhard Haderer beschäftigt sich in seinen Arbeiten oft mit Religion. | Foto: Thomas Rohnke, epd-Bild

Ein grimmiger Messias hat sich den Papst übers Knie gelegt und ist im Begriff, ihm den nackten Hintern zu versohlen. Das ist der Mittelpunkt des zweieinhalb mal zwei Meter großen Ölgemäldes „Messias im Vatikan“ von Gerhard Haderer, das noch bis 17. September im Rahmen einer umfassenden Werkschau im Caricatura Museum Frankfurt zu sehen ist.

Der österreichische Karikaturist sagt, er sei „ein Fan von Jesus“, wisse aber ganz genau, was er an der katholischen Kirche, für die der Papst hier das Symbol sei, zu kritisieren habe. Entlarvend deshalb auch die Reaktionen der Kardinäle: Von reinem Entsetzen, über abwägendes Diskutieren bis ganz genauem Hinsehen reicht die Bandbreite. Nur Verständnis für Jesus Wut scheint keiner der Kirchenmänner zu haben.

Der altmeisterliche Stil des 2014 entstandenen Bildes im Gegensatz zum gar nicht heiligen Inhalt steigert die Komik. Der 71 Jahre alte Karikaturist, der 25 Jahre lang Karikaturen für den „Stern“ zeichnete, malt seit etwa einem Jahrzehnt immer wieder Ölgemälde im Stil des italienischen Malers Caravaggio, der im 16. Jahrhundert gekonnt mit Licht und Schatten umging.

Haderer setzt sich seit Jahren mit Bürokratiewahnsinn, sozialer Ungerechtigkeit, Überflussgesellschaft, Migration und Klimawandel auseinander, greift aber immer wieder auch religiöse Themen auf. Vor 18 Jahren wurde er deshalb in Griechenland sogar zu einer sechsmonatigen Gefängnisstrafe in Abwesenheit verurteilt. Stein des Anstoßes war sein 2002 erschienenes Buch „Das Leben des Jesus“, in dem er Christus als freundlichen, kiffenden, friedensbewegten Menschen darstellt, während alle anderen fett, raffgierig, verschwendungssüchtig und dekadent sind. Etwa auch die Jünger beim Abendmahl – diese Szene aus seinem Buch ist im Caricatura Museum aufgeschlagen. Aufhebung des Urteils und Freispruch folgten aber wenig später. Haderer fand die ganze Aufregung überflüssig. „Es sollte doch nur ein Aufruf zur Mäßigung sein“, sagte er im Gespräch mit dem ORF. „Eine Erinnerung daran, was das Christentum eigentlich sagt“.

Mit seiner entlarvenden Satire will er immer wieder auf Missstände aufmerksam machen, gerade weil er ein „Menschenliebhaber und Optimist“ ist, wie er von sich selbst sagt. Einige neuere Cartoons mit religiösem Bezug zielen nicht auf die Kirche als vielmehr auf das Verhalten der Menschheit als Ganzes ab. „Kleines Missverständnis“ von 2020 zeigt einen Gottvater, der so zornig ist, dass sein Heiligenschein in die Höhe zu hüpfen scheint, während er von seiner Wolke auf eine kleine Erdkugel weit unter ihm weist. In „Eva und Adam“ von 2022 reicht ein Gorillaweibchen einem Gorillamännchen einen leuchtend roten Apfel. Sieht so aus, als habe der Apfel der Erkenntnis die Menschheit wieder in ein vorzivilisatorisches Stadium zurückfallen lassen oder nie ganz daraus befreit. Die Schlange im Hintergrund sieht jedenfalls perplex aus. Ebenso zum Lachen wie zum Nachdenken. Haderer ist köstlicher Mahner.


Autorin

Stephanie von Selchow ist Redakteurin des EFO-Magazins.

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