Kunst & Kultur

Heiliger Hashtag

Jugendliche haben sich kreativ einem der wichtigsten Wörter der Bibel genähert – das Frankfurter Bibelmuseum stellt die Siegerarbeiten des Wettbewerbs #heilig aus

Mit viel Kreativität widmeten sich über 2000 junge Menschen in Hessen der Frage, was heilig ist. Ihre Arbeiten sind noch bis zum 22. Dezember im Frankfurter Bibelmuseum zu sehen. | Foto: Anne Lemhöfer
Mit viel Kreativität widmeten sich über 2000 junge Menschen in Hessen der Frage, was heilig ist. Ihre Arbeiten sind noch bis zum 22. Dezember im Frankfurter Bibelmuseum zu sehen. | Foto: Anne Lemhöfer

Die Bibel kam noch ganz ohne Hashtags aus, auch wenn das etwas schräg gestellte Kreuz, mit dem Twitter und Instagram ihre Themen ordnen, optisch durchaus hineinpassen würde. Alles, was wichtig ist, bekommt so ein Doppelkreuz vorangestellt. #Freunde, #Leben, #Liebe, #Bundesliga, #Topmodel, #DSDS – viele #hashtags schwirren durchs Netz. Und je besser der #hashtag, desto mehr Leute kriegen es mit, desto wichtiger scheint das Thema. Manches davon ist vielleicht sogar #heilig? Durchaus. Besichtigen lässt sich das noch bis zum 22. Dezember bei einer Ausstellung im Frankfurter Bibelmuseum.

Unter dem Titel #heilig richtete sich von August 2018 bis Februar 2019 ein Bibelwettbewerb an alle Schülerinnen und Schüler, Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Hessen. Veranstaltet hat den Wettbewerb die Stiftung Bibel und Kultur in Kooperation mit den Kirchen in Hessen, dem hessischen Kultusministerium und den Bibelgesellschaften. Jetzt sind die Beiträge ausgewertet, die Preise vergeben und es zeigt sich, dass viele Arbeiten sehr kreativ, überraschend und von großer Tiefe sind.

Insgesamt haben sich über 2000 junge Menschen im Alter von sechs bis 22 Jahren mit mehr als 210 Arbeiten beteiligt. Was bedeutet es, dass etwas heilig ist und zu Gott gehört? Und was hat das mit uns und unserem Leben zu tun? Ist das Heilige der Bibel uns auch heilig? Um diese drei Fragen kreisten die Gedanken, die sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer – teils ganze Schulklassen oder Religionskurse – gemacht haben.

Zum Beispiel die Schülerinnen und Schüler der August-Bebel-Schule für Mediengestaltung in Offenbach. Sie wollten zeigen, dass das, was einem heilig ist, auch traurig und einsam machen kann – wenn es fehlt oder einem genommen wird. Sie haben die Kollage einer Wüstenlandschaft angefertigt. „Das Bild steht stellvertretend für die Leere, die manche Menschen in ihrem Leben erleben“, steht als Erklärung dabei. Für ihre Mühen gab es den dritten Platz.

In der Kopernikusschule Freigericht übten die Jugendlichen dagegen Konsumkritik. Denn: Uns sind oftmals sehr weltliche Dinge heilig, unser Smartphone oder ein guter Burger. Die zu kaufenden, allzu heiligen Dinge des täglichen Lebens haben sie auf ein Poster gemalt. Helene und Elisa aus der Elisabethenschule Hofheim haben ein Comic gezeichnet über eine Schülerin, die ungewollt schwanger wird. Der Klasse 8c der Freiherr-vom-Stein-Schule in Wetzlar haben es die biblischen Wundererzählungen angetan. Sie bastelten ein Puzzle aus den Motiven verschiedener Geschichten.

In der Bibel wird das heilig genannt, was zu Gott gehört und mit ihm in Verbindung steht. Soll heißen: Gott ist ganz anders als das, was wir in dieser Welt kennen. Und doch kann etwas aus dieser Welt durch die Verbindung zu ihm heilig werden – ob das ein Ort, ein Gegenstand oder eine Person ist. Aber auch die Menschen können „heilig werden“. Der Apostel Paulus spricht die Christen in seinen Briefen als „Heilige“ an.

Heilig ist auch die Taufe. Wunderbar schlicht und schnörkellos kommen die Prototypen für Taufkannen daher, die eine Klasse an der Staatlichen Zeichenakademie Hanau hergestellt hat.

"Ich glaube, dass ein jeder von uns etwas hat, das ihm heilig ist", sagte der Hessische Kultusminister Alexander Lorz, der die Schirmherrschaft für das Projekt übernommen hat.


Autorin

Anne Lemhöfer 139 Artikel

Anne Lemhöfer interessiert sich als Journalistin und Autorin vor allem für die Themen Kultur, Freizeit und Gesellschaft: www.annelemhoefer.de

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