Kunst & Kultur

Surrealistinnen zu entdecken!

Kennen Sie Alice Rahon oder Kay Sage? Nein? Dann nichts wie hin in die Ausstellung „Fantastische Frauen“ in der Schirn.

FANTASTISCHE FRAUEN. SURREALE WELTEN VON MERET OPPENHEIM BIS FRIDA KAHLO, Ausstellungsansicht, © Schirn Kunsthalle Frankfurt, 2020, Foto: Norbert Miguletz
FANTASTISCHE FRAUEN. SURREALE WELTEN VON MERET OPPENHEIM BIS FRIDA KAHLO, Ausstellungsansicht, © Schirn Kunsthalle Frankfurt, 2020, Foto: Norbert Miguletz Bild: https://www.schirn.de

Die meisten Paare finden sich am Arbeitsplatz zusammen. Das ist ziemlich naheliegend, verbringen doch Wirbelsäulenchirurgin und Anästhesist oder die Sachbearbeitung für das Controlling aus Zimmer 34 und der Büroassistent aus der 35 einen Großteil des lieben langen Tages Seite an Seite. Anders als Straßenbahnfahrerin und Skiliftbetreiber. Warum also sollte es bei Künstlerinnen und Künstlern anders sein?

Erst recht, wenn man den Arbeitsplatz eines oder einer Kunstschaffenden auf Kneipen, Cafés und Partys erweitert. So war es auch in den 1920er Jahren und in der Szene der Surrealisten (und Surrealistinnen). Künstlerinnen verliebten sich in Künstler und Künstler in Künstlerinnen.

Aber die Kunstwelt galt lange als Domäne der Männer, in der Frauen allenfalls als Partnerinnen, Modelle oder Musen ihre Plätze einnahmen – ganz egal, ob sie sich bereits vor der Liaison mit Pablo Picasso oder Marcel Duchamp der Malerei oder Fotografie gewidmet hatten. Picassos langjährige Geliebte Dora Maar etwa, deren geheimnisvolles „Bildnis von Ubu“, eine manipulierte Fotografie eines Gürteltier-Embryos, ein eigenständiges Symbol des Surrealismus wurde.

Oder Meret Oppenheim als „Muse der Surrealisten“, als der Fotograf Man Ray sie in erotischen Posen aufnahm. Dass Oppenheim selbst fotografierte und ebenso Objekte, Gemälde, Möbel, Schmuck, Brunnen und Gedichte schuf, trat in den Hintergrund.

Die Ausstellung „Fantastische Frauen“ in der Frankfurter Schirn wagt etwas bis heute Ungewöhnliches: Sie gibt den Surrealistinnen eine gemeinsame Plattform. Die Frau als Göttin, Teufelin, Puppe, Fetisch, Kindfrau oder Traumwesen war das vorherrschende Thema der männlichen Surrealisten. Die Künstlerinnen hingegen waren auf der Suche nach einer neuen weiblichen Identität und entdeckten so ihre eigene Formensprache.

Neben berühmten Frauen wie Louise Bourgeois und Frida Kahlo sind zahlreiche unbekannte Persönlichkeiten wie Alice Rahon oder Kay Sage aus mehr als drei Jahrzehnten surrealistischer Kunst zu entdecken. Echtes Neuland also, und daher völlig zurecht schon vor der Eröffnung weltweit wahrgenommen. Ich bin gespannt.

Fantastische Frauen, 13. Februar bis 24. Mai 2020, Schirn Frankfurt


Autorin

Anne Lemhöfer 139 Artikel

Anne Lemhöfer interessiert sich als Journalistin und Autorin vor allem für die Themen Kultur, Freizeit und Gesellschaft: www.annelemhoefer.de

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