Kunst & Kultur

Neue Töne an Sankt Katharinen

Klaus Eldert Müller beginnt seine Tätigkeit als Kirchenmusiker an der Hauptwache. Von Berlin hat der gebürtige Norddeutsche an den Main gewechselt.

Klaus Eldert Müller an seiner neuen Wirkungsstätte I Foto: Rolf Oeser
Klaus Eldert Müller an seiner neuen Wirkungsstätte I Foto: Rolf Oeser

Ein Kaltstart taugt bei einer profilierten Kirchenmusik, wie es sie an der Frankfurter Sankt Katharinenkirche gibt, nicht: Am 1. April übernimmt Klaus Eldert Müller von Kantor Michael Graf Münster und Organist Martin Lücker offiziell die Verantwortung für die Musik an der Innenstadtkirche, aber schon seit einem halben Jahr bereitet der gebürtige Norddeutsche, der zuletzt in Berlin tätig war, das Programm für die kommenden Monate vor, „das Jahr ist komplett geplant“, so der 56-Jährige. Solo-Stimmen hat er angeheuert, sich Gedanken über Werbemaßnahmen gemacht, Kontakte zu Instrumentalisten gesucht.

Auf manches kann er bauen, Martin Lücker spielt als „Senior-Organist“ weiterhin die „30 Minuten Orgelmusik“ am Montag- und Donnerstagnachmittag. Manches will er auch erst einmal näher betrachten, wohin kann es mit der Kantorei unter seinem Dirigat gehen, was ist hier üblich an Feiertagen?

Mit Feiertagen beginnt auch gleich sein Dienst, am Samstag, 1. April, dem Palmsonntagswochenende, steigt er bei den Bachvespern ein, er wird die Orgel spielen, die Leitung hat der in Wiesbaden ansässige Propsteikantor Clemens Bosselmann inne. An Ostersonntag, 9. April, begrüßt Stadtkirchenpfarrer Olaf Lewerenz in Sankt Katharinen den neuen Kirchenmusiker im Festgottesdienst mit Bachkantate BWV 51. „Jauchzet Gott in allen Landen“ steht an, die Sopranistin Annemarie Pfahler singt, Mitglieder des Museumsorchesters wirken mit – und Klaus Eldert Müller spielt die Rieger-Orgel des Gotteshauses am Dreh- und Angelpunkt Hauptwache.

Das Antrittskonzert in Sankt Katharinen ist auf Sonntag, 30. April 2023, 18 Uhr, terminiert. Werke von Johann Sebastian Bach, Franz Tunder, Max Reger, Alexandre Guilmant und anderen hat der neue Katharinen-Kirchenmusiker dafür ausgewählt – vertraute Namen. Klaus Eldert Müller berichtet, ihm sei „insbesondere die Orgelmusik der norddeutschen Schule von Jugend auf vertraut“, nicht nur die Urheber, auch die Instrumente dort kennt er.

Geboren wurde Müller 1966 auf der Insel Borkum, „ich komme aus einem Handwerksbetrieb“, eine Bäckerei betrieben die Eltern. Seine Grundschullehrerin, „sie hat auch Orgel gespielt“, hat den Funken überspringen lassen. Erste Töne auf der Blockflöte, dann Vaters Akkordeon, bis die Musikerzieherin sagte, „der Junge braucht ein Klavier“. Fürs Abitur wechselte Müller aufs Festland, dort besuchte er ein musisches Gymnasium. Schon in der Realschulzeit, aber auch während der Oberstufe spielte Müller in Gottesdiensten Orgel.

In seiner Zeit als Zivildienstleistender hat Klaus Eldert Müller einen besonderen Zugang zu Gesang gewonnen. Mit Schlaganfallpatienten, denen die Sprache abhandengekommen war, baute er eine Singgruppe auf. Sie „hat mir die soziale Komponente vermittelt“. Gemeinsam einstimmen, aufeinander hören, auf Unterschiede zu achten, Geduld haben, das hat ihm auch später während des Studiums und im Dienst geholfen. In Oberhausen, zwölf Jahre in Dortmund, drei Jahre in Lübeck war Müller tätig. Aus privaten Gründen wechselte er zuletzt von der Hansestadt nach Berlin, übernahm am Dom Vakanzvertretungen. Eine Frankfurter Bekannte wies ihn dann auf die Ausschreibung von St. Katharinen hin.

Inzwischen wohnt Klaus Eldert Müller in Frankfurt-Bornheim, radelt mit dem Fahrrad zur Arbeit. Die meisten Parallelen sieht er bei seiner neuen Aufgabe zu den zwölf Jahren an Sankt Reinoldi in der Dortmunder Innenstadt mit umfassendem Musikprogramm. Nicht immer sind die akustischen Bedingungen optimal – etwa wenn der Weihnachtsmarkt unmittelbar vor der Tür aufgebaut ist, Fußballfans grölen, Demonstrationen vorbeiziehen. Diese akustischen Bedingungen „habe ich nicht unbedingt geliebt“. Gefallen hat Müller, „die Leute kommen vorbei“. Er findet „Musik kann ein Türöffner sein“ – in diesem Sinne will er auch an Sankt Katharinen agieren.


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Bettina Behler 291 Artikel

Bettina Behler, Medieninformation Evangelische Öffentlichkeitsarbeit Frankfurt und Offenbach