Kunst & Kultur

Kino: Zwischen Thriller und Romanze

Das älteste aller menschlichen Gefühle, die Liebe, ist immer noch Stoff fürs Kino: Die Evangelische Filmjury empfiehlt „Die Frau im Nebel“ des südkoreanischen Filmemachers Park Chan-wook als Film des Monats Februar.

Wird die Witwe zu Unrecht verdächtigt oder ist sie eine Mörderin?  |  Foto: Studiocanal
Wird die Witwe zu Unrecht verdächtigt oder ist sie eine Mörderin? | Foto: Studiocanal

Chang Hae-joon ist ein besonders gründlicher Kriminalpolizist. Die Arbeit steht für ihn im Mittelpunkt; nur am Wochenende fährt er nach Hause zu seiner Frau, die als Ingenieurin in einem Atomkraftwerk beruflich ebenfalls stark eingespannt ist. Sein neuester Fall scheint allerdings schnell gelöst: Ein Hobbykletterer ist von einem Felsen in den Tod gestürzt. Zwar gerät zunächst dessen Ehefrau, die nach Korea geflüchtete Chinesin Song Seo-rae, unter Verdacht, aber da sie ein wasserdichtes Alibi hat und zudem Abschiedsbriefe des Toten auftauchen, wird der Fall schnell als Suizid zu den Akten gelegt. Inzwischen hat sich eine starke Anziehung zwischen dem Ermittler und der Verdächtigen entwickelt. Nachdem der Fall abgeschlossen ist, beginnen sie eine Affäre. Hae-joon vernachlässigt seine Ehe, Seo-rae hilft ihm bei der Arbeit an ungelösten Fällen. Doch schon bald kommt dem Polizisten der Verdacht, seine Geliebte könnte vielleicht doch eine Mörderin sein – und die Ereignisse nehmen eine unerwartete Wendung.

Der südkoreanische Filmemacher Park Chan-wook erzählt die Geschichte einer tragischen Liebesbeziehung in einer eigenwilligen Mischung aus Thriller und Romanze. In winzigen Details entfalten sich auf der Leinwand die Faszination und Anziehung des ungleichen Paares füreinander. Das ist vor allem der großartigen schauspielerischen Leistung von Tang Wei als wortkarger Witwe und Park Hae-il als scharfsinnigem Ermittler zu verdanken. Aber auch das temporeiche Drehbuch mit seinen immer neuen Wendungen, die ästhetische Inszenierung und die originellen Regieeinfälle machen den Film spannend und unterhaltsam. Soziale Fragen der südkoreanischen Gesellschaft werden ebenfalls thematisiert, zum Beispiel die Situation chinesischer Flüchtlinge, die Emanzipation von Frauen, die Pflegebedürftigkeit alter Menschen. Doch sie verdrängen nie das, worum es eigentlich geht: die Unaufhaltsamkeit, mit der sich die Liebe zwischen zwei Menschen ihren Weg bahnt. Die Frau im Nebel nutzt in beispielhafter Weise die Möglichkeiten des Kinos, um dieses geradezu klassische Menschheitsthema für die heutige Welt zu aktualisieren.

Die Evangelische Filmjury empfiehlt „Die Frau im Nebel“ als Film des Monats, Kinostart in Deutschland ist der 2. Februar.


Autorin

Antje Schrupp 227 Artikel

Dr. Antje Schrupp ist Chefredakteurin des EFO-Magazins. Die Journalistin und Politikwissenschaftlerin bloggt auch unter www.antjeschrupp.com Mastodon: @antjeschrupp@kirche.social

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