Leben & Alltag

Kinder und Internet: Der Computer kann den Matsch nicht ersetzen

Die Nutzung digitaler Medien ist aus dem Alltag kaum mehr wegzudenken. Umso wichtiger ist es, Kinder und Jugendliche über mögliche Gefahren aufzuklären, sie in einem kritischen Umgang zu schulen, ihre Kompetenzen in der Mediennutzung zu stärken.

Es ist gut, wenn Kinder sich mit dem Internet auskennen und Spaß am Computer haben. Es sollte aber nicht das Einzige sein, was sie machen. Foto: Angela Wolf
Es ist gut, wenn Kinder sich mit dem Internet auskennen und Spaß am Computer haben. Es sollte aber nicht das Einzige sein, was sie machen. Foto: Angela Wolf

Schon Dreijährige wissen intuitiv, wie man auf einem Bildschirm wischt, scrollt und tippt. Und das ist auch gut so, denn wer sicher in den unendlichen Welten von Foren und Chats, beim Streamen und Downloaden und in den vielfältigen Wissensquellen unterwegs ist, kann aus der digitalen Welt großen Nutzen ziehen.

Aber wie sieht eine altersgerechte Herangehensweise an das Internet aus? Die kindliche Entwicklung ist geprägt von Erlebnissen und Erfahrungen mit allen Sinnen, vom Riechen, Schmecken, Fühlen, Spüren, Hören und Sehen. Beim Fernsehen oder an Computer und Tablet werden aber ausschließlich das Sehen und das Hören angesprochen. „Das ist auf Dauer zu wenig“, erklärt Edith Schmidt-Westenberg von der Evangelischen Suchtberatung. Sie schlägt deshalb vor, in der Familie Grundregeln für die Mediennutzung zu etablieren: „Zeitliche Deckelung, sichere Surfräume, Spiele dem Alter entsprechend.“

Im Alter zwischen drei und acht Jahren profitieren Kinder sehr von unterstütztem und begleitetem Medienkonsum, so die Expertin. Erwachsene sollten das Erlebte mit ihnen besprechen, Kindern Surftipps geben, sie immer wieder auf mögliche Gefahren hinweisen und erklären, warum es wichtig ist, viele unterschiedliche Dinge zu tun und nicht einseitig nur am Computer zu sitzen.

„Der Bezug zur echten Welt darf auf keinen Fall verloren gehen“, warnt Edith Schmidt-Westerberg. „Es begegnet uns immer wieder, dass Kinder sich aus der Realität verabschieden und zum Beispiel bei Online-Games nach Anerkennung suchen, die ihnen im Schul- oder Familienalltag fehlt.“ Kinder brauchen reale soziale Kontakte, reale Spielwelten. Sie müssen Lob, Anerkennung, aber auch Kritik von einem wirklichen Gegenüber erfahren, dessen Mimik und Gestik sie sehen können, um empathiefähig zu werden oder zu bleiben.

Kinder müssen auch rennen, toben und schreien können. Sie müssen mit Matschepampe spielen und Käfer inspizieren können. Sie müssen Baumrinde fühlen und nasses Laub riechen können. Eine Kindheit und Jugend, die vollständig mit Spielkonsole, Smartphone oder Tablet auf der Couch verbracht wird, bringt vielfältige Probleme mit sich: „Suchtproblematiken, aggressives Verhalten, Entwicklungsstörungen, um nur ein paar wenige zu nennen“, sagt Schmidt-Westerberg.

Aber das muss nicht sein. Kompetente Kids kommunizieren auf Snapchat, folgen auf Twitter ihren Idolen und haben bei Youtube Kanäle abonniert, die sie interessant finden. Sie lernen, sich gesellschaftlichen Debatten zu beteiligen, wissen, wie man Beiträge kritisch einordnet und können Werbung von relevantem Inhalt unterscheiden.

Medienpädagogisch abgestimmte und altersgerechte Angebote gibt es viele: Die „Sendung-mit-der-Maus-App“ zum Beispiel ist optimal für die Jüngsten, einfach in der Bedienung und inhaltlich auf die Zielgruppe abgestimmt. Auch Homepages wie kindersache.de und juki.de bieten kreative und medienpädagogisch wertvolle Angebote für Kinder und Jugendliche.

Eltern werden im Netz ebenfalls versorgt, etwa über Plattformen wie „Schau hin was Dein Kind mit Medien macht“ oder auf der Homepage des Kinderhilfswerks oder des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.  Alle bieten auch konkrete Tipps für den richtigen und wichtigen Umgang mit digitalen Medien.

Und sie haben eine gemeinsame wichtige Botschaft: Alles während des Heranwachsens der Kinder hat seine Zeit. Auch die Mediennutzung.


Links aus dem Artikel:

Sendung-mit-der-Maus-App
www.kindersache.de
www.juki.de

Schau hin was Dein Kind mit Medien macht
Kinderhilfswerk
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend


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Angela Wolf 120 Artikel

Angela Wolf ist Mitglied in der Redaktion des EFO-Magazins. Sie wurde 1978 in Aschaffenburg geboren. Heute lebt sie in Frankfurt am Main, wo sie Soziologie, Politikwissenschaften und Psychoanalyse studierte.