Leben & Alltag

Margot Käßmann schreibt übers Älterwerden

Margot Käßmann, gerade sechzig geworden, hat ein optimistisches Buch über das Altwerden geschrieben.

Margot Käßmann: Schöne Aussichten auf die besten Jahre, bene! Verlag, 235 Seiten, Euro 18,99.
Margot Käßmann: Schöne Aussichten auf die besten Jahre, bene! Verlag, 235 Seiten, Euro 18,99.

Liest man ein Buch von Margot Käßmann, hat man fast das Gefühl, ihr gegenüberzusitzen und mit ihr zu plaudern, so lebendig schreibt sie über ihr Leben. In ihrem neusten Titel erzählt sie ausführlich von der gelungenen Feier anläßlich ihres 60. Geburtstags. Sie gewinnt dem Altern immer wieder gute Seiten ab, ohne die mühsamen zu verschweigen und blickt ohne Groll auf ihr Leben zurück. Über schwierige Zeiten wie ihre Scheidung, ihre Brustkrebserkrankung und ihren Rücktritt vom Vorsitz des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland spricht die Theologin offen und ohne zu lamentieren.

Beeindruckend sind Käßmanns Schwung, ihre positive Kraft und ihr Glaube. Ihr Credo „Wer das Leben aus Gottes Hand nimmt, kann auch mit Schwäche umgehen“ wirkt immer wieder erleichternd.

Tiefere Erkenntnisse darf man allerdings von diesem Buch nicht erwarten. Viele Themen wie Liebe, Ehe und Scheidung, Lebenssinn ohne Arbeit, auch Sterben und Tod werden angerissen, aber nicht vertieft. So schreibt Käßmann etwa, es sei heute zwar gut möglich, alleine zu leben, aber noch immer stigmatisiere die Gesellschaft Frauen, die als Single leben. Sie geht aber mit keinem Wort darauf ein, was die Gründe dafür sein könnten, oder was man dagegen tun könnte.

Oder sie schreibt, Enkel seien ohne die Mühe der Kinderaufzucht nicht zu haben, geht nicht auf die vielen einsamen alten Menschen ein. Über Demenz heißt es nur, es sei ja gar nicht klar, dass die Dementen unter ihrer Krankheit litten, es sei doch vor allem schlimm für die Angehörigen. Das bleibt schon sehr an der Oberfläche.

Abträglich sind nicht zuletzt die Sätze über das Alter, die man schon zu oft gehört hat. Zum Beispiel „Altern ist nichts für Feiglinge“ (stammt von Joachim Friedrichs) oder „Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an“ (das sang schon Udo Jürgens).

Trotzdem ist es sicher kein Fehler dieses Buch zu lesen. Käßmanns positiver Blick auf das Alter und Altern gibt für den Moment durchaus Kraft.

Margot Käßmann „Schöne Aussichten auf die besten Jahre“, bene! Verlag, 235 Seiten, Euro 18,99.

Zum Weiterlesen: Vor kurzem erschien auch eine Biografie über Margot Käßmann


Autorin

Stephanie von Selchow ist Redakteurin des EFO-Magazins.

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