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Ein Gebet für Offenbach in schweren Zeiten

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Christliche, jüdische und muslimische Religionsvertreter und -vertreterinnen beten gemeinsam im Herzen der Stadt - und wahren dabei gebührenden Abstand. Sie laden dazu ein, zu Hause oder bei einem Spaziergang mit einzustimmen.

An unterschiedlichenn Orten im Gebet vereint I Foto: Unsplash
An unterschiedlichenn Orten im Gebet vereint I Foto: Unsplash

Am jüdischen Pessachfest blieben in diesem Jahr viele Plätze an den Sedertischen leer und die Osterkerzen auf den christlichen Frühstückstischen brannten oft einsam vor sich hin. Auch das muslimische Fastenbrechen wird im kommenden Monat für viele muslimische Menschen ohne Freunde und Verwandte stattfinden müssen, weil das Coronavirus die Gesundheit der gesamten Menschheit bedroht. Gleichzeitig sorgen sich die jüdische, die christlichen und die islamischen Religionsgemeinschaften um die Menschen in Offenbach. Nicht nur um ihre körperliche, sondern auch um ihre geistige und seelische Gesundheit und um den sozialen Frieden in der Stadtgesellschaft angesichts eines mehrwöchigen Shut-Downs. Deshalb haben sich Vertreter der drei Religionsgemeinschaften entschlossen, in dieser besonderen Zeit ihre Sorgen und Bitten und ihren Dank für Bewahrung und Unterstützung in einem „Gebet für unsere Stadt“ vor den Gott zu bringen, der unendliche viele Namen hat. Sie wollen dies in einer Form tun, die zum einen auf die notwendigen Sicherheitsvorschriften eingeht, die aber zum anderen würdevoll und spirituell ist und alle glaubenden Menschen in Offenbach einlädt, sich an diesem „Gebet für unsere Stadt“ zu beteiligen.

Ein besonderer Ort: Der Ludo-Mayer-Brunnen

Das Gebet findet am Ludo-Mayer-Brunnen, einem Wahrzeichen Offenbachs, statt. Der Ort ist mit Absicht gewählt. Zum einen, weil er in der Nähe der Hochschule für Gestaltung liegt, die im vergangenen Jahr wegen der engen Beziehungen des ehemalige Leiters Hugo Eberhardt zum Nationalsozialismus in die Schlagzeilen geraten war, zum anderen an einem Ort, der mit Ludo Mayer an einen Ehrenbürger Offenbachs erinnert, der von liberaler Offenheit geprägt im 19. Jahrhundert Einrichtungen für die ganze Stadtgesellschaft Offenbachs gefördert hat. Ein Ort also, der einerseits an die negativen Folgen des Rechtsradikalismus erinnert und andererseits positive Beispiele bürgerschaftlichen Engagements in den Fokus nimmt.

Die Vielfalt des Gotteslobes zum Klingen bringen

Das „Gebet für unsere Stadt“ versteht sich als ein Gebet in der Vielfalt der Traditionen der beteiligten Religionen. Die Betenden möchten die Schönheit des Gotteslobes in seiner religiösen Pluralität zum Ausdruck bringen, deshalb betet jeder und jede der Beteiligten nach ihrer jeweiligen Tradition. Sie werden aus ihren Heiligen Texten lesen und anschließend ein Gebet sprechen. Die Texte und Gebete sind abgedruckt. Jeder und jede ist eingeladen mitzubeten.

Live dabei sein

Da aufgrund der Corona-Vorsichtsmaßnahmen nur drei Personen mit dem notwendigen Abstand vor Ort sein werden, wird das Gebet gefilmt und ist über YouTube live mit zu verfolgen. Wer möchte, kann so digital dabei sein.

Die Gebete werden mit einem Muezzinruf zum Asr-Gebet beziehungsweise Nachmittags-Gebet um 17.20 Uhr eingeleitet. Danach bläst der Rabbiner das Schofarhorn, ein Widderhorn, das in der Synagoge nur zu besonderen Gelegenheiten, wie dem jüdischen Neujahrsfest, geblasen wird. Anschließend klingen die Glocken der Stadtkirche von Offenbach. Das Gebet wird von Imam Aslan Süleymanoglu (DITIB-Moschee, Offenbach), Rabbiner Mendel Gurewitz (Jüdische Gemeinde Offenbach) und Prodekan Pfarrerin Ursula Schoen (Evangelische Kirche in Frankfurt und Offenbach) gestaltet. Das Grußwort von Oberbürgermeister Felix Schwenke wird vorgelesen, da er die Gruppe nicht noch zusätzlich durch seine Anwesenheit vergrößern möchte.

Zum Mitsprechen und nachverfolgen:Die Gebete der Religionen und das Grußwort des Oberbürgermeisters

Auf Youtube kann das interreligiöse Gebet gleichfalls verfolgt werden (https://youtu.be/AIkW7Nnj_Sc).


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