Offenbach lokal

Mirjamgemeinde kündigt Protest gegen Höcke-Besuch an

von

In einem Schreiben fordert die Evangelische Mirjamgemeinde Mitchrist:innen dazu auf, am 4. März ein Zeichen gegen Rechtsextremismus und Rassismus zu setzen.

Auf der Straße, aber auch im Gebet Zeichen setzen  I Foto: Colourbox
Auf der Straße, aber auch im Gebet Zeichen setzen I Foto: Colourbox

Mit der Bitte, gemeinsam ein solidarisches Zeichen gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Hass zu setzen, hat sich der Kirchenvorstand der Evangelischen Mirjamgemeinde an die anderen christlichen Gemeinden in Offenbach gewandt. Hintergrund ist die Ankündigung der AfD, Björn Höcke für den 4. März, 14 Uhr, einzuladen, nachdem sein für den 12. Februar angekündigter Auftritt abgesagt wurde.

„Der Ort wird das Mahnmal für die Opfer des Faschismus vor dem Offenbacher Rathaus sein, ausgerechnet hier wird er sein rechtsextremes Gedankengut verbreiten“, dagegen müsse ein Zeichen gesetzt werden in Form von Glockenläuten und Gebet, heißt es in dem Schreiben des Kirchenvorstandes. „Dieser Aufruf zum Gebet ist ein Beitrag zur Abwehr von Rassismus und Ausgrenzung in Offenbach. Wir fühlen uns darin verbunden mit den vielen Initiativen, die am 4. März die Stimme für ein gutes Miteinander in Offenbach erheben werden“, sagt Prodekanin Ursula Schoen zu der Initiative der Mirjamgemeinde.

Um 13.30 Uhr wird es an der Berliner Straße/Ecke Kaiserstraße Büsing-Park eine Gegenkundgebung des Aktionsbündnisses Bunt statt Braun geben, die die Mirjamgemeinde unterstützt. „Wir, als Kirchenvorstand, wollen darüber hinaus ein klares, deutlich hörbares Zeichen des Protestes setzen und laden Sie ein, zu einem stillen Gebet und lautem, deutlich hörbarem Glockengeläut aller Offenbacher Kirchen zum Zeitpunkt der Kundgebung", 14 Uhr, von 10 Minuten.

Beigefügt hat die Gemeinde dem Brief ein Gebet (siehe unten) zum Verteilen und Aushängen in den Schaukästen, „so dass auch die solidarisch teilhaben können, die pandemiebedingt nicht zur Gegenkundgebung gehen können“.


Der Text des Gebetes:

Lebendiger Gott,

an so vielen Tagen

und heute hören wir sie hetzen

gegen Menschen, die nicht genau so denken, aussehen, fühlen, lieben und leben wie sie.

Wir hören sie hetzen -

manchmal laut,

manchmal subtil, leise, versteckt und hintenherum …

Wir sehen wie sie Grenzen hoch ziehen zwischen Menschen

und wie sie anderen über ihre Grenzen schreiten – in aller Selbstverständlichkeit.

Wir sehen wie sie anderen den Wert absprechen

und sich selbst groß machen.

Wir hören wie sie Menschen einteilen in Herren

und Abschaum.

Wir sehen wie sie ausnutzen,

wo Menschen abgehängt sind und benachteiligt,

sehen wo sie ihnen einflüstern, sie gehörten doch zusammen mit den Gerne-Herren

und seien nur benachteiligt, abgehängt und übersehen,

weil andere ihnen alles wegnähmen,

andere, die nicht dazu gehörten …

Wir sehen wie sie sie benutzen

um sie doch morgen schon wegzuwerfen,

wenn der große Sieg errungen ist.

Wir spüren,

wie ihre Lügen, ihr Gift alles durchdringen will,

eingewebt in jede Alltagsgeschichte,

eingeschrieben in jede Logik,

eingeschlichen in jeden Blick,

in jede Berechnung,

in jede Angst,

in jede Hoffnung …

Lebendiger Gott,

wir sehen, wir hören, wir spüren -

doch wir wollen ihnen nicht noch mehr Raum lassen.

Du sollst Raum haben – mitten unter uns,

dich wollen wir sichtbar machen, hörbar, spürbar!

Du hast uns alle als deine Töchter und Söhne erschaffen,

dass wir miteinander deine Welt verwandeln.

Wir wollen den Mund aufmachen für alle deine Kinder!

Für eine Welt in der es kein Oben und Unten, kein Besser oder Schlechter gibt!

Wir bitten dich, hilf uns zu spüren,

dass es auf jede und jeden einzelnen von uns ankommt

und uns gegenseitig zu unterstützen,

dem braunen Geist keinen Fußbreit zu überlassen!

Auf dass alle deine Töchter und Söhne in Würde leben!

Amen


Autorin