Demokratie geht nur im Wir-Modus
Kontrovers wird derzeit über die weltweiten Proteste von Kindern und Jugendlichen diskutiert. Auch in Frankfurt gingen unter dem Motto „Fridays for Future“ Tausende auf die Straße. Mit viel Engagement, das in diesem Ausmaß und in dieser Geschwindigkeit nur über die sozialen Medien möglich war, formierte sich eine Bewegung von jungen und sehr jungen Menschen, die eine tragfähige, zukunftsweisende Umweltpolitik fordern.
Es sind Mädchen und Jungen, die ihre eigene Zukunft schlechter einschätzen als die der Generationen vor ihnen. Sie befürchten Kriege, Unruhen, Flucht, den globalen Kollaps und das alles im Zusammenhang mit dem grassierenden Raubbau an unserem Planeten. Aber nicht nur Schülerinnen und Schüler wissen, dass es ernst ist. „Großeltern for Future“ war auf einigen Transparenten zu lesen. Eltern und andere Erwachsene, die die Proteste unterstützen möchten, haben sich in Frankfurt inzwischen als „People for Future“ organisiert. Der Protest weitet sich aus.
Nebenschauplätze bespielen derzeit diejenigen, die die Proteste während der Unterrichtszeit für falsch halten, und den Schülerinnen und Schüler vorwerfen, die Schule zu schwänzen. Andere erleben die aktuellen Proteste als Wiederbelebung einer politischen Kultur, ausgelöst von der „Generation Z“.
Widerstände und Proteste entstehen, wenn eine Mehrheit die eigene Komfortzone bedroht sieht. Dieser höchste Grad an Motivation ist derzeit offensichtlich erreicht und steckt viele an.
Aber es geht nicht nur darum, den Lebensstandard der reichen westlichen Gesellschaften zu halten. Sondern es geht um die demokratischen Werte, die jetzt eine Renaissance erleben müssen. Empowerment, Teilhabe, die Erfahrung, dass jeder und jede Einzelne etwas für das Große und Ganze bewirken kann. Zu erleben, dass das, was man selbst tut, zählt und wichtig ist.
Sollten die derzeitigen Protestaktionen diese Haltung unter jungen Menschen erreichen, dann wäre das eine großartige Leistung. Es ist aber auch eine Herausforderung für alle Institutionen, die einen pädagogischen Auftrag haben. Das sind nicht nur die Schulen, sondern auch Kirchengemeinden, Vereine, gesellschaftliche Organisationen.
Die Frankfurter Jugendkulturkirche Sankt Peter nutzt ihre Plattform bereits dafür, Jugendliche für die zivilgesellschaftlichen und politischen Bühnen unserer Zeit zu sensibilisieren und vorzubereiten – und könnte noch mehr in dieser Richtung tun. Die Konfirmation, die jetzt im Mai ansteht, bietet ebenfalls eine Chance, dass Jugendliche, auch im Sinne ihres christlichen Glaubens, den Weg zur ihrer gesellschaftlichen Verantwortung finden.
Es ist wichtig, Kinder und Jugendliche darin stark zu machen, sich als Teil des Ganzen zu begreifen: Eine Person, eine Stimme! Demokratie ist nicht einfach eine Formalie, sondern sie bedeutet die innere Haltung und Überzeugung, dass wirklich alle Gewicht haben sollen.
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