Harter Ton in der Migrationsdebatte beunruhigt internationale Gemeinden
Kein Thema wurde im Vorfeld der Bundestagswahl so hitzig diskutiert wie Migration. Befeuert durch die Anschläge in Solingen, Aschaffenburg und Magdeburg wurde mit neuer Härte über strengere Asylregeln und Abschiebungen gesprochen. Das geht an den migrantischen Gemeinden nicht spurlos vorbei.
„Gerade bei den jungen Menschen ist das ständig ein Thema“, sagt Junita Lasut, Pfarrerin der evangelisch indonesischen Kristusgemeinde Rhein-Main. Besonders diejenigen, die zum Studium nach Deutschland gekommen sind, seien beunruhigt: „Sie sorgen sich um ihre Aufenthaltsgenehmigung“. Die Verschärfung in der Migrationsdebatte führe nicht unbedingt zu mehr offensichtlichen Anfeindungen, vielmehr schleiche sich unterschwellige Ausländerfeindlichkeit in den alltäglichen Austausch ein. „Vielleicht merken Kolleg:innen und Freund:innen nicht, dass sie beiläufig beim Kaffee die Existenzberechtigung von Minderheiten zur Debatte stellen.“ Auch gut integrierte Menschen verlören so das Vertrauen in ihr Umfeld. „Das traumatisiert und wird noch lange Nachwirkungen haben“, sagt Lasut.
Dabei gibt es in einigen migrantischen Gemeinden durchaus die Bereitschaft, über strengere Asylregeln zu sprechen. Aber die Polarisierung der Debatte verunsichere vor allem jene, die in ihren Heimatländern bereits Schlimmes erlebt haben „Sie fürchten, in einen Topf mit extremistischen Gruppierungen geworfen zu werden“, sagt Pater Gaby Geagea von der Maroniten Mission in Frankfurt, die vor allem Christ:innen aus dem Libanon, Syrien und dem Irak vertritt.
Die Migrationsdebatte werde häufig als politische Nebelkerze verwendet, sagt Pastor Samuel Debrah von der amerikanischen Atterberry Chapel in Bockenheim. „In der ganzen Welt nutzen einige Politiker das zweitrangige Thema Migration, um den Blick auf die eigentlichen Probleme wie Wirtschaft oder Energieversorgung zu verdecken.“ Das löse unter seinen Gemeindemitgliedern viel Stress und Belastung aus, so Debrah. Die Erfahrung habe gezeigt, wenn die Migrationsdebatte erst einmal losgetreten wird, „ist sie nur sehr schwer wieder aufzuhalten“.
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