Politik & Welt

Hilfe für Ghana: Sauberes Wasser und zugleich bessere Bildungschancen

Mit Unterstützung von Knorr-Bremse Global Care e.V. hat das Evangelische Stadtdekanat den Bau von 20 Zisternen im Norden Ghanas unterstützt.

Die neuen Zisternen verbessern deutlich die Lebensqualität  |  Foto: Moses Neindow
Die neuen Zisternen verbessern deutlich die Lebensqualität | Foto: Moses Neindow

Das Evangelische Stadtdekanat Frankfurt und Offenbach pflegt im Zusammenhang mit der Ghanapartnerschaft der Landeskirche, der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, eine Kooperation mit der nördlichen Sektion der Presbyterian Church of Ghana (PCG). Besuche gingen hin und her, Praktika wurden vermittelt, theologischer Austausch zum Verständnis von Christentum ist ein Element. Die finanzielle Förderung und Spendenakquise spielt gleichfalls eine Rolle. Aktuell wurde in Bole, Damongo District, eine Kirche für die dortige Gemeinde fertig gestellt, in Salaga wurde eine Trinkwasseranlage gebaut, die für den täglichen Bedarf Wasserbeutel produziert. Beide Projekte wurden von Seiten des Stadtdekanats finanziell unterstützt. 2016/2017 flossen 356.000 Euro der Aktion „F.A.Z.-Leser helfen“ in den Bau einer Schülerinnenunterkunft in Tamale. Das Stadtdekanat begleitete das Projekt.

Dieses Frühjahr konnten im Norden Ghanas 20 Regenwasser-Zisternen in Betrieb genommen werden, acht Dörfer profitieren davon, 624 Haushalte erhalten neuerdings fürs Kochen und die Hygiene sauberes Wasser, rund 30.000 Liter werden per Eimer von den Tanks jeweils abgeholt, listet Michael Mehl, Ökumenepfarrer im Evangelischen Stadtdekanat, auf. Das von Dächern gesammelte Regenwasser wird durch Filteranlagen in die Zisternen geleitet, so dass trinkbar wird, was als Regen vom Himmel kommt.

Die PCG sei im Netz auf „Knorr-Bremse Global Care e.V.“ gestoßen, erzählt Mehl, der von der ghanaischen Seite eingebunden wurde und half, den Zuschlag bei der Ausschreibung zu bekommen. Im Frühjahr 2019 traf die erste Tranche ein, vor Kurzem überwies die 2005 von Mitarbeitenden des Bremsenherstellers nach dem Tsunami in Südostasien gegründete gemeinnützige Organisation den letzten Betrag, insgesamt handelt es sich um 48.100 Euro, die von München nach Ghana gingen.

Die Organisation hat sich Soforthilfe, Hygienemaßnahmen und Bildungsprojekten verschrieben. Mehr als 270 Projekte hat sie inzwischen unterstützt und damit rund 700.000 Menschen erreicht. Nicht nur die Beschäftigten, auch der Konzern trägt maßgeblich zu den Mitteln bei.

Der Ökumenepfarrer geht davon aus, dass „Knorr-Bremse Global Care e.V.“ den Bau der Schülerinnen-Unterkunft mit F.A.Z.-Spendenzuwendungen durchaus registriert hat. Normalerweise habe das Werk eher mit NGOs zu tun. Dass das hiesige Stadtdekanat schon einmal ein solches Projekt im Rahmen der Ghana-Partnerschaft begleitet hat und Spendenquittungen ausstellen kann, sei sicher ein Pluspunkt bei der Bewerbung gewesen, die im zweiten Anlauf klappte. Indirekt werde mit dem Wasserangebot das Engagement für das Schülerinnenheim fortgesetzt, „Frauen und Mädchen sind dort vor allem fürs Wasserholen zuständig. Dank der neuen Zisternen haben die Schülerinnen mehr Zeit für die Bildung“, sagt Mehl.

Der in Frankfurt und Offenbach tätige Theologe trifft bei der Northern Presbytery auf eine Kirche, die nicht nur Gemeinden unterhält, sondern auch Schulen, Krankenhäuser und eine Abteilung für Landwirtschaft. Fünf bis sieben Leute seien beispielsweise bei „Agricultural Services“ in Tamale beschäftigt, sie kümmerten sich unter anderem auch um Mikrokredite und ein Sparkassensystem, die Menschen ohne Zugang zu Bankkonten verhelfen, um Geld zu sparen. Von „SMS-Banking“ spricht Michael Mehl. Wo Smartphones fehlen, wird über Kurznachrichten Geld überwiesen.

Projekte wie nun den Aufbau der Zisternen nennt der Ökumenepfarrer „Gemeinwesenarbeit“ und fügt hinzu, „das geschieht ganz unabhängig von der Religionszugehörigkeit“. Eine der Zisternen beispielsweise sei neben einer Moschee gebaut worden. Während im Süden Ghanas das Christentum dominiere, mache im Norden der Islam etwa 70 Prozent aus, berichtet Michael Mehl.

Gerne würde er sich ein Bild von der verbesserten Wasserversorgung machen, Corona verhindere dies, sagt der Ökumenepfarrer. Zugleich erwähnt er aber auch, dass in der Entwicklungszusammenarbeit zunehmend über die durch Fliegen verursachten Folgen für die Umwelt debattiert werde. Es müsse jeweils abgewogen werden.

Michael Mehl hofft aber, dass Anfang 2022 wieder ein Praktikant oder eine Praktikantin aus Ghana in der Kindertagesstätte des Diakonissenhauses im Frankfurter Nordend anfängt. Aktuell werde vieles an Neuigkeiten übers Handy ausgetauscht, gelegentlich gebe es auch Treffen auf Zoom, wenn die Internetverbindung es hergibt. Ganz auf persönliche Begegnung könne bei solch einer Partnerschaft nicht verzichtet werden.


Schlagwörter

Autorin

Bettina Behler 297 Artikel

Bettina Behler, Medieninformation Evangelische Öffentlichkeitsarbeit Frankfurt und Offenbach